ARABISCHE HENGSTE FÜR DIE NEUSTÄDTER GESTÜTSZUCHT

Friedrich II. von Hessen-Homburg begründete in den 1660er Jahren die Pferdezucht an der Dosse. Die preußischen Könige setzten die Tradition fort, bis Friedrich Wilhelm II. 1788 begann, ein Gestüt zu errichten. Die vorhandenen Hengste erfüllten jedoch die Hoffnungen, edle Reitpferde zu züchten, nicht. So entschloss sich Carl Graf von Lindenau, der mit der Mission beauftragt war, arabische Hengste direkt auf den weltberühmten Pferdemärkten Tunesiens und Syriens einzukaufen. Er sandte Stallmeister Ehrenpfort und Roßarzt Kleinert nach Aleppo, wohin sie am 3. Februar 1791 mit Kutschen aufbrachen.
Der Transport der Pferde war mit vielen Gefahren verbunden und konnte nur mit Karawanen geschehen, um sich vor herumstreifenden Arabern und Turkmannen zu schützen. Man hatte Ehrenpfort geraten, ein Pferd von dem Stammesfürsten einer solchen Räuberbande zu erwerben und dann mit ihm eine Eskorte auszuhandeln. So kam der Hengst Bayan nach Neustadt. Das Lieblingspferd des Fürsten hatte im Kampf einen Streifschuss einer Pistolenkugel und einen Lanzenstich erlitten. Da jedoch ein Araber ein Pferd, das vom Feind verwundet wurde, nie wieder im Gefecht reitet, trennte er sich von ihm. Mit dem Kaufpreis wurde auch die Eskorte ausgehandelt, die die Karawane wohlbehalten begleitete.
Ehrenpfort starb auf der Rückreise in Konstantinopel. Kleinert führte den Transport über Bukarest und Wien nach Neustadt, wo er im Frühjahr 1792 mit elf Hengsten eintraf, davon zehn Schimmel und ein Goldfuchs, der Hengst Turkmainatti, schon zu Lebzeiten eine Legende. Bayans bester Sohn, Pretender, wurde später an Napoleon Bonaparte veräußert. Dieser gab dem ungewöhnlich schönen Hengst den Namen Sanspareille (Ohnegleichen).


Text: Nach der Chronik von Ulla Lutz | Zeichnungen: Sebastian Strombach

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