DER HEXENBERG IN SIEVERSDORF

Die Bezeichnung Hexendorf ist entweder einem Werbetrick oder der Ehrlichkeit unserer Vorfahren zuzuschreiben. In allen Dörfern der Umgebung, in ganz Brandenburg, ja in ganz Deutschland mit wenigen Ausnahmen, wurden Hexen verbrannt. Nur die Sieversdorfer machten das öffentlich und schämten sich nicht dafür. So ist Sieversdorf das Hexendorf geworden.
Hexenprozesse waren zwischen dem späten 15. Jahrhundert und dem 18. Jahrhundert in ganz Europa üblich. In Deutschland fing um 1700 Christian Thomasius, Professor der Rechte in Halle, an, den Hexenglauben und die Anwendung der Folter zur Erzwingung von Schuldgeständnissen zu bekämpfen. Unter Friedrich Wilhelm I. gab es in brandenburgisch-preußischen Landen noch einzelne Hexenprozesse. Der König pflegte aber sehr ungehalten zu werden, wenn er davon erfuhr, und beschimpfte seine Beamten und Richter als Idioten und stupide Trottel. So manch ein Hexenverfolger verlor dadurch sein Amt. Friedrich II. schaffte diesen Unsinn ganz ab. Für Mörder und Brandstifter wurden die Hinrichtungen durch „Verbrennen“ noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt.
In Sieversdorf fanden die Hexenverbrennungen auf dem Hexenberg statt – ein eher flacher Hügel, der am Lehmweg in einem Dosse-Bogen lag. Dort, wo der Lehmweg die Dosse kreuzte und jetzt das Hexenwäldchen steht, mussten die Opfer des Hexenhammers leiden. 1773, mit der Kanalisierung der unteren Dosse, fiel dieser Dossearm trocken. Zur Landgewinnung wurde Sand vom Hexenberg in das alte Dossebett verbracht. Ein letztes Restloch aus einer alten Dosseschleife war bis 1975 noch auf der rechten Seite der Straße nach Großderschau zu sehen. Es könnte auch für den Bau der Kirche Sand vom Hexenberg verwendet worden sein. In den alten Unterlagen ist von einigen hundert Fuhren Sand aus dem Lehmweg die Rede.

Text: Michael Deylitz

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