FRAU HARKE UND DER GOLLENBERG

Frau Harke, die Riesin und heidnische Schutzpatronin des Elb-Havel-Winkels, stand einst voller Zorn der Christianisierung ihres Landes gegenüber. Als dann der Havelberger Dom vor ihren Augen entstand, schürfte sie Sand in ihre Schürze, um dieses Machwerk zu begraben. Doch vor lauter Eifer unvorsichtig, stolperte sie – das Schürzenband riss und der Sand türmte sich als Berg vor ihren Füßen auf – der Gollenberg entstand.
Ein großer Stein nahe ihrer Wohnung diente ihr als Stuhl. Eine große Höhle war in dem Berge. Hier übernachteten ihre Tiere, die wilden Schweine, Hirsche, Rehe, Hasen, in ihrem Schutz. Kein Jäger konnte des Nachts Wild erlegen. Am Morgen trieb sie das Wild auf die Weide, am Abend brachte sie es in die Höhle zurück.
Einmal waren Hirten auf den Frauharkenberg zum Dachsfang gestiegen. Einen hatten sie schon im Sack, da hörten sie unter dem Berg eine Stimme: „Quems! Quems!“ Eine andere fragte: „Was fehlet dir?“ – „Die große einäugige Sau.“ Da liefen die Hirten fort. Zu Hause entdeckten sie, dass der gefangene Dachs wirklich nur ein Auge hatte. Die Stimme, die sie hörten, war die der Frau Harke. Denn die Dachse sind ihre Schweine.
Einst lag am Fuß des Frauharkenberges der Frauharkenstein. Das war ein großer Findling, der auf der Oberseite fünf längliche Vertiefungen hatte. Diese sollen von der Frau Harke eingedrückt worden sein, als sie schließlich mit einem großen Granitblock den Havelberger Dom zerschmettern wollte. Ein Stück fiel aus ihrer Hand, das ist der genannte Frauharkenstein. Das zweite Stück fiel bei Rehberg nieder, das dritte auf die Stöllnschen Berge. Auf dem Arneburger Galgenberg liegt ein Stein, mit dem sie den Dom von Stendal treffen wollte. Ein weiterer bei Kotzen und Landin sollte die Marienkirche in Brandenburg zerstören. Der Stein am Fuße des Gollenbergs wurde früher von den Jungfrauen aus Stölln zu Ostern unter Gesang umschritten und mit Blumen bekränzt.
Am Bartholomäustag, dem 24. August, zieht Frau Harke um. An diesem Tag ist die Schonzeit der Fische zu Ende, daher findet dann auch der Stralauer Fischzug statt. Schaden fügte Frau Harke niemandem zu, sie soll sogar wohltätig dadurch geworden sein, dass sie die kleinen märkischen Rüben in die Umgegend verpflanzte. Schließlich aber soll sie durch die Elbe gewatet und so verschwunden sein.

Der Gollenberg
In Stöllns Ortsgeschichte spielt der Gollenberg immer wieder eine herausragende Rolle. Mit seinen 109,4 m über dem Meeresspiegel ist er die höchste Erhebung im Landkreis Havelland. Die längste Zeit seit der Besiedelung zu seinen Füßen war er unbewaldet, sein einstiger Eichenbestand diente den Siedlern für Bau- und Heizmaterial. Seine Existenz jedoch verdankt er der Sage nach Frau Harke.

Text: Kathleen Brückner | Abbildung: Wandbild am Lilienthal-Centrum

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Der Besuch von Friedrich II. auf dem Gollenberg am 23. Juli 1779 im Zuge der Kolonisierung wird im Brettspiel FERKELTAXE durch den Chip mit dem Zeichen „Dreispitz“ dargestellt.

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