Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gingen die Hohenofener sonntags nach Sieversdorf in die Kirche. 1802 wurde die Hohenofener Kirche als rechteckiger Putzbau mit verbrettertem Dachturm errichtet, finanziert von der Seiger-Hütte. Aufgrund ihrer schlichten Bauweise wurde sie im Volksmund „Gebetsscheune“ genannt.
I. ZINKPFEIFENORGEL
1818/20 erbaute Orgelbauer Friedrich Emanuel Marx (1) in der Kirche eine neue Orgel, in der erstmalig in Deutschland Zinkpfeifen verwendet wurden. Marx war als Orgelbauer in Berlin etabliert und realisierte gemeinsam mit Karl Friedrich Schinkel nach dessen Entwurf das spektakuläre Projekt einer Zinkpfeifenorgel mit gusseisernem Gehäuse für Hohenofen. In einigen Schriftstücken wird davon ausgegangen, dass dieses gusseiserne Orgelprospekt im einheimischen Hüttenwerk gegossen wurde. Aber zu diesem Zeitpunkt gab es in Hohenofen schon über 100 Jahre keine Eisenverhüttung mehr. In den alten Akten der Königlichen Eisengießerei Berlin kann gelesen werden: Das Gussstück wurde gefertigt in Berlin für 277 Reichsthaler, 27 Silbergroschen und 2 Pfennige. Der Prospekt brachte 13 Zentner und 11 Pfund auf die Waage.
Die Orgel wurde auf der Empore an der südlichen Schmalseite der Kirche aufgestellt, wo auch die heutige Orgel steht, und war fortan Gegenstand zahlreicher begeisterter aber auch vernichtend kritischer Besprechungen, wie von Orgelrevisor Friedrich Wilke. 1863, unter Pfarrer Ferdinand Ballentin Arendt, wurde die Orgel durch den Orgelbauer Ducherow aus Rathenow repariert. Schon 1889 war sie wiederum in einem so schlechten Zustand, dass Verhandlungen betreffs der Wiederherstellung der mittlerweile 70 Jahre alten Orgel geführt wurden. 1890, unter Pfarrer Johann Julius Leopold Duchstein, verkauften die Hohenofener ihre Orgel und erwarben ein Harmonium für 930 Mark.
[Fortsetzung hier.]
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(1) Friedrich Emanuel Marx, Sohn des Orgelbauers Ernst Julius Marx, geb. 17. September 1767 in Berlin, gest. 25. Mai 1826 in Berlin, verheiratet mit Caroline Louisa Wiebe, Tochter eines Gastwirts aus Nauen
Mehr zu Zinkpfeifen hier. | Foto: Hollenbach-Orgel © UF | Text: Michael Deylitz