HOLLENBACH-orgel

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gingen die Hohenofener sonntags nach Sieversdorf in die Kirche. 1802 wurde die Hohenofener Kirche als rechteckiger Putzbau mit verbrettertem Dachturm errichtet, finanziert von der Seiger-Hütte. Aufgrund ihrer schlichten Bauweise wurde sie im Volksmund „Gebetsscheune“ genannt. 1818/20 erbaute der Orgelbauer Friedrich Marx aus Berlin eine neue Orgel mit gusseisernem Gehäuse, in der erstmalig in Deutschland Zinkpfeifen verwendet wurden. 1890 verkauften die Hohenofener ihre Orgel und erwarben ein Harmonium für 930 Mark.
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II. HOLLENBACH-ORGEL
Aber ohne Orgel konnten die Hohenofener nicht sein. Sie holten einen Kostenvoranschlag des Orgelbauers Albert Hollenbach aus Neuruppin ein, der am 13. April 1895 für eine neue Orgel 1364 Mark verlangte. August Woge, der Besitzer der Patent-Papier-Fabrik Hohenofen, spendete dafür 1400 Mark. Daraufhin baute Hollenbach die Orgel, die bis heute in der Kirche steht.
Doch wer war dieser Hollenbach? Albert Wilhelm Hollenbach, Sohn einer Müllersfamilie, wurde 1850 in Blankenberg im Kreis Ruppin als achtes von zehn Kindern geboren. 1864 ging er beim Orgelbauer Friedrich Hermann Lütkemüller in Wittstock in die Lehre, danach arbeitete er bei Eberhard Friedrich Walcker und Friedrich Ladegast. 1877 heiratete er Maria Theresia Daumann. Das Paar siedelte sich in Neuruppin an und bekam fünf Kinder, von denen Zwillingsbrüder jedoch kurz nach der Geburt starben.
Hollenbach arbeitete unter schwierigen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Die erste „Hollenbach-Orgel“ wurde 1880 in Neuruppin fertiggestellt, zu einer Zeit, in der in Neuruppin Aufschwung und Baulust herrschten. Als Landorgelbauer verkaufte Hollenbach seine Werke vorzugsweise in Brandenburg und Mecklenburg, aber auch in Norwegen und Schweden. Es waren einmanualige und einige dreimanualige Instrumente. In 25 Jahren schuf er 104 Orgel-Neubauten.
Als 1898 die Preise für Zinn um insgesamt 50 Prozent stiegen, wollte Hollenbach kein minderwertiges Zink für seine Orgelpfeifen verwenden, sodass die hohen Preise ihn 1903 in den Konkurs trieben. Am 22. Januar 1904 wurden Haus und Werkstatt zwangsversteigert, am 24. Januar nahm er sich, gesundheitlich zerrüttet, wenige Wochen vor seinem 54. Geburtstag das Leben. Die Familie blieb verarmt zurück.

Text: Michael Deylitz

2 Gedanken zu „HOLLENBACH-orgel“

  1. Wie wunderbar, dass die Orgel in Hohenofen angegangen wird. Markus Schönfelder, ein Instrumentenrestaurator, wäre sehr geeignet für diese Aufgabe. Irgendwie ist er während Corona im nichts verschwunden – resp. arbeitet er zum Teil im Musikinstrumentenmuseum. Ich versuche, ihn mal wieder zu aktivieren, damit er versuchen könnte, al Bachelor Arbeit die exakte Dokumentation des Instruments zu leisten und die Restaurierung zu planen. Als erstes müsste der Wurmbefall bekämpft werden.
    Mit besten Grüßen
    Ruth Keller

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