WURST WIE BEI „PAULI“

Hohennauen hatte immer zwei Gaststätten. Die Abende und durchzechten Nächte in den Wirtshäusern boten immer wieder reichlich Stoff für Dorftratsch. Die erste Gaststätte war das „Deutsche Haus“ in der Ortsmitte neben der alten Dorfschule.
Otto Wiere, der von 1872 bis 1945 lebte, kam aus Tuchheim nach Hohennauen und übernahm 1930 die Gaststätte. Es war ein Gastraum, der Saal befand sich auf dem Hof und auf dem Hof verweilten die Gäste gerne in einem Biergarten. Eine Kegelbahn gab es auch und es war das Stammlokal des Schützenvereins, dessen Vorsitzender Otto Wiere war.
Die zweite, eine große und bei vielen Hohennauenern sehr beliebte Fritsche-Gaststätte befand sich in unmittelbarer Nähe zur Kirche, auf dem heutigen Dorfangerplatz. Paul Fritsche hat die Gaststätte 1910 übernommen und wurde von seinem Sohn, der ebenfalls Paul hieß, abgelöst. Paul Fritsche junior führte das Gasthaus bis 1975. „Wir gehen zu Pauli“, hieß es zu jener Zeit in Hohennauen. Bei „Pauli“ hatten auch die Hohennauener Handwerksmeister ihren Stammtisch. Nach Feierabend bis in die späte Nacht saßen sie regelmäßig an einem Wochentag zusammen und hatten sich nicht nur viel zu erzählen. In gemütlicher Runde zischten sie so manches Bier und so manchen Schnaps – um schließlich zu nächtlicher Stunde, sich am Krückstock festhaltend, nach Hause zu taumeln.
Bei „Pauli“ im Saal probte der Männerchor, feierten die Hohennauener Hochzeiten, schwoften beim Tanz übers Parkett oder kamen zu Filmabenden. Genutzt wurde der Saal aber auch für Kulturveranstaltungen. Die Kinder der Dorfschule brachten Märchenaufführungen auf die Bühne.
Legendär war Paulis Bockwurst. Im Dorf wurde erzählt, er habe das Wasser im Topf zum Warmmachen der Bockwurst nur einmal in der Woche gewechselt – aber die Gäste aßen die Bockwurst gerne.

Text: Norbert Stein

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