Bei Tiefbauarbeiten in Rathenow sind Baggerführer am Hinterarchenwehr auf Teile eines Panzers gestoßen. Der Jagdpanzer T 38 „Hetzer“ muss von deutschen Wehrmachtsoldaten zurückgelassen worden sein. Der Kampfmittelräumdienst des Landes holte das Panzerteil ab. Inzwischen untersuchen Experten das Umfeld der Baustelle an den Hinterarchen, um herauszufinden, ob möglicherweise noch mehr im Boden liegt.
Der Hobbyhistoriker Timo Kurth teilte zu einem in Rathenow aufgenommenen Foto eines T 38 mit: „Der Panzer steht etwa an der Stelle am Alten Hafen, wo jetzt die Skulptur ‚Schleusenspucker‘ aufgestellt ist. Meine Oma und mein Opa haben mir viel von den letzten Kriegstagen und den Monaten danach erzählt.“ Ihm sei berichtet worden, das verbliebene Kriegsgerät sei zertrümmert und anschließend als Baugrund genommen worden. „Unter anderem auch an Wasserbauwerken in der Havel.“ So könnte der Panzer auf den Grund der Havel nahe des Hinterarchenwehres gekommen sein.
Allerdings existierten in den letzten Kriegsmonaten mehrere Jagdpanzer vom Typ „Hetzer“ in der Gegend um Rathenow. Das bestätigte der Großvater Timo Kurth. „Es gibt noch weitere Fotos von diesen Jagdpanzern, die in den Elbwiesen bei Tangermünde standen.“
Die deutschen Soldaten flohen von Rathenow nach Westen, um dem Tod zu entrinnen. Nur folgerichtig scheint, dass in den Elbwiesen einige Panzer standen. Wann genau der „Hetzer“ in Rathenow nicht mehr am Wasser stand, lässt sich nicht rekonstruieren.
Günter Thonke, kürzlich verstorbener Ehrenbürger der Stadt Rathenow, beschreibt in seinem Buch „Nacht über Rathenow“ die letzten Kriegstage aus Sicht zweier deutscher Soldaten: „Der letzte Hetzer stand am Haveltor in Deckung. Die Häuser am Mühlenplatz brannten und ihre dort ausharrenden Zivilisten flohen über den Mühlendamm.“ Einige Absätze weiter heißt es: „Durch die Pforte der Steinmauer kamen sie zum letzten Hetzer, der noch seinen Dienst tat. Sie kamen noch bis zum Wehr an den Großen Archen. Hier lenkten sie ihn durch das Geländer in die Strömung.“
Das lässt schlussfolgern, dass der hier beschriebene Panzer jetzt am Wehr gefunden wurde. Allerdings könnte auch sein, dass ein Panzer in Rathenow zerkleinert und als Gründungsmasse verwendet wurde – unter anderem in der Havel.
Aus den Überbleibseln von Geschützen, Panzern und Fahrzeugen fertigten sich die Rathenower Familien allerlei Gebrauchsgegenstände, zum Beispiel Metallgeschirr. Aus alten Uniformen wurde Kleidung genäht. Weitere Panzer wurden in Rathenow aber offenbar nicht mehr gesichtet.
MAZ vom 20.2.24 und 2.3.2024
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Die Geschichte Rathenows als Militärstandort wird im Brettspiel FERKELTAXE durch den Chip mit dem Zeichen „Schnorchelpanzer“ dargestellt.