Um die „Spielmechanik“ des zu erfindenden Brettspiels ging es am Sonnabend beim dritten Treffen im Projekt „Wir sind am Zug“. Bodo Knaak schlug einen Spielverlauf entlang der Bahntrasse vor, wobei Ausweichen und Überholen nur auf Bahnhöfen mit Nebengleisen möglich sein sollte. Ute Fürstenberg hatte die Idee, den Gütertransport zum Spielinhalt zu machen und Sauerkraut aus Großderschau, Papier aus Hohenofen oder Hanffasern aus Rhinow nach Rathenow oder Neustadt zu befördern. Marc Anton Jahn sah eine wortwörtliche „Ferkeltaxe“ als Gefährt, das in einer ersten Spielphase mit verschiedenen Eigenschaften ausgestattet werden sollte, sodass immer wieder neue Spielverläufe möglich wären. Sebastian Strombach wollte Quartettkarten einbeziehen und frei auf dem Spielfeld verteilte Figuren mit einem Wasser-, Land- und Schienenfahrzeug reisen lassen, das von einem der Spieler gesteuert wird. Die intensive Diskussion führte noch nicht zu einem finalen Ablauf, aber es wurde festgelegt, dass eine Rundreise von Rathenow nach Neustadt und zurück – oder umgekehrt – absolviert werden muss, wobei sowohl Schienen- als auch Land- und Wasserweg befahren werden dürfen. Umsteigestationen müssen noch bestimmt werden. Außerdem soll das Wegenetz abstrahiert werden.
Mit Geschichten von Einheimischen aus Spaatz wurde diesmal auch der südliche Bereich der Strecke mit Leben erfüllt. Zwerge tauchten auf, die aus Dank an vorbeikommende Riesen die Spaatzer Dorfkirche errichteten. Es ging um Hochwasser und Feuersbrünste, um Frauen, die zu DDR-Zeiten Schälkartoffeln produzierten und um die Ziegeleigeschichte in Rathenow und Umgebung.
Als erstes Ergebnis entwickelte die Gruppe sieben Figurenkarten, deren festgelegter Wert die Spielschritte bestimmt. Das Spektrum der Personen reicht dabei von der Riesin aus Spaatz als Sagengestalt über Ritter Kalebuz, Friedrich von Hessen-Homburg und die Hexe aus Sieversdorf als historische Persönlichkeiten aus dem 17. Jahrhundert bis zu Otto Lilienthal und Edwin Rolf als Vertreter des Industriezeitalters und einer Bäuerin, die für die vielen Frauen in der Landwirtschaft steht.
Mit leckerer Möhrensuppe und Kuchen hatte Regina Prusseit wieder aufs Beste fürs leibliche Wohl im leider ungeheizten Dorfgemeinschaftshaus gesorgt. Bis zum nächsten Treffen im Frühjahr werden weiter Geschichten gesammelt und Kontakte per Mail gehalten.
Text: Ute Fürstenberg, Foto: Jan Jendrkowiak
Tolle Geschichten, schöne Ideen. Vorschlag meinerseits: Müsste nicht bei Rathenow noch eine Geschichte über Optik rein? Könnte man ’ne Lupe brauchen, um’s Lesen zu können z.B 😉
Wir haben uns für Edwin Rolf und das Brachymedialteleskop entschieden. Er gehört ja zur langen Optikgeschichte in Rathenow und wir wollten auch Menschen aus dem 20. Jahrhundert dabeihaben. Neben den sieben Personen wird es noch jede Menge Dinge geben, die man erspielen kann und die als Bonus oder Malus das Fortkommen im Spiel bestimmen – und da können dann Mikroskop, Lupe oder Brille ins Spiel kommen.